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06.12.2019
Programmieren mit „Python“ und PowerPoint-Karaoke

Viktor Panayotov (12d) berichtet von der SchülerAkademie an der Gaesdonck in Goch

„Bei der Deutschen SchülerAkademie handelt es sich um ein außerschulisches Programm zur Förderung besonders leistungsfähiger und motivierter Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe. Die Akademien bestehen aus sechs Kursen mit Themen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen.“ So wird die Deutsche SchülerAkademie (DSA) auf ihrer Webseite definiert. Jedoch versteht man erst, was die DSA eigentlich ausmacht, wenn man sie selbst erlebt hat. Deswegen erzähle ich im folgenden Bericht über meine Erfahrungen während meines Aufenthaltes in Deutschland.
Meine Reise begann mit einem sehr frühen Flug nach Deutschland im Juli. Danach fuhr ich mit dem Zug nach Goch, einer kleinen deutschen Stadt an der niederländischen Grenze, in deren Nähe sich das Collegium Augustinianum Gaesdonck befindet, wo die Akademie, an der ich teilnahm, stattfand.

Kurz nachdem wir in der Schule angekommen waren, wurden wir in Vierergruppen eingeteilt und jede Gruppe bekam Blätter mit Fragen über das Schulgelände und die Akademie. Deswegen mussten wir überall nach den Antworten suchen und sehr schnell bemerkten wir, wie groß die Gaesdonck ist. Es gab mehrere Schulgebäude, Sporthallen, Fußballplätze, Tennisfelder, einen Beachvolleyballplatz, eine Kirche und sogar einen Teich und einen Bach. Wir mussten sehr viel herumlaufen und die Situation wurde nicht leichter dadurch, dass es zu dieser Zeit eine Hitzewelle gab mit Temperaturen um die 40 Grad. Bei allen meinen vorigen Reisen nach Deutschland im Sommer freute ich mich immer über das kühle und angenehme Wetter dort, aber dieses Mal war ich diesbezüglich ziemlich enttäuscht. Trotz allem haben wir es geschafft, die meisten Fragen zu beantworten und am nächsten Tag fanden wir heraus, dass unser Team sogar gewonnen hatte.

Womit beschäftigt man sich aber während der Deutschen SchülerAkademie? Als ich zuerst von der DSA erfahren habe, dachte ich, dass man sich dort ausschließlich mit Naturwissenschaften beschäftigen kann. Doch nichts könnte unzutreffender sein. Auf der Akademie Gaesdonck gab es außer meinem Kurs „Topologie der Daten“, der mit Mathematik zu tun hatte, auch Kurse, die sich mit Physik, Politik, Geschichte, Philosophie und Linguistik beschäftigten. Die DSA bietet so viele unterschiedliche Kurse an, dass für jeden etwas dabei ist.

In meinem Kurs haben wir uns mit dem mathematischen Teilgebiet der Topologie beschäftigt. Darin versucht man, geometrische Objekte bis auf Verformungen zu klassifizieren. Davor aber haben wir mit den Grundlagen der linearen Algebra angefangen, die wir als Referate vor der Akademie vorbereiten sollten. Dieser Stoff unterscheidet sich sehr stark von der Schulmathematik und obwohl er viel anspruchsvoller ist, hat mir die Auseinandersetzung damit sehr viel Spaß gemacht und ich gewann einen Einblick, wie Mathematik an der Uni gelehrt wird. Nachdem wir mit der Theorie fertig gewesen waren, nutzten wir das Gelernte für eine topologische Datenanalyse. Zu diesem Zweck lernten wir die Programmiersprache namens „Python“. Am Ende der Akademie haben wir uns in Gruppen eingeteilt und jede Gruppe sollte an einem Projekt arbeiten. Meine Gruppe erstellte ein Programm, das die Anzahl der Zellen auf einer Mikroskop-Aufnahme angeben kann und jede Zelle markiert. Die große Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten, die ein so abstraktes Teilgebiet der Mathematik haben kann, fand ich einfach erstaunlich.

Aber nicht nur die Kurse machten die Akademie aus. Es fanden auch kursübergreifende Aktivitäten („KüAs“) statt, die von den Teilnehmern selbst angeboten wurden, und jeden Tag war die Auswahl sehr groß. Manche wie Chor und Orchester hatten mit Musik zu tun, andere mit Sport wie zum Beispiel Tennis, Beachvolleyball, Yoga und Schwimmen. Es wurden natürlich auch ganz viele Sprachen wie Arabisch, Altgriechisch, Spanisch, Kroatisch usw. angeboten. Weitere Beispiele für „KüAs“, die es während der Akademie gab, sind Kartenspiele, Selbstverteidigung, Programmieren, PowerPoint-Karaoke, Jonglieren und vieles mehr. Was ich so großartig daran fand, ist, dass man jeden Tag etwas ganz Unterschiedliches und oft Außergewöhnliches ausprobieren konnte, was man normalerweise nie tun würde.

Fast jeder Tag begann mit dem Frühstück um halb acht. Danach gab es immer ein Plenum, in dem die Neuigkeiten und der Verlauf des Tages besprochen wurden. Während des Plenums konnte auch jeder eine „KüA“ anbieten. Dann fand die Vormittagsschicht mit den Kursen statt. In den Kursen tauchten wir mit Hilfe von Referaten, Vorlesungen, Übungen und Diskussionen tiefer in die Materie ein. Nach dem Mittagessen wurden ein Teil der kursübergreifenden Aktivitäten veranstaltet und darauf folgte noch mehr Zeit in den Kursen. Am Ende des Tages war das Abendessen und anschließend gab es Freizeit, die wieder mit „KüAs“ ausgefüllt war, wobei die letzten davon manchmal bis Mitternacht dauerten. Natürlich sollte man sich auch Zeit für die Beschäftigung mit den neuen Inhalten des Kurses nehmen.

Es ist leicht zu bemerken, dass es viel zu tun und wenig Zeit gab. Das führte natürlich zum Schlafmangel, der sich in den letzten Tagen der Akademie deutlich verschlimmerte, weil dann das Schreiben der Dokumentation begann. Wir sollten alles, was wir im Kurs gelernt und gemacht haben, in einem wissenschaftlichen Text zusammenfassen. Jeden Tag sollten wir eine neue Version davon zur Korrektur abgeben und unabhängig davon, wie viele Überarbeitungen gemacht wurden, waren die Kursleiter nie damit zufrieden. Deswegen arbeiteten die meisten von uns bis spät in der Nacht daran. Das machte sich bemerkbar durch die immer steigende Anzahl an Personen, die begannen, regelmäßig Kaffee zu trinken. Zum Glück war die Dokumentation am Ende ausreichend akzeptabel und es waren keine Verbesserungen mehr nötig.

Um Abwechslung in den organisierten Alltag der Akademie zu bringen, gab es auch Tage, die ganz unterschiedlich aussahen. Es wurden unter anderem eine Exkursion in die Niederlande, ein Quidditch-Turnier, Partys und Konzerte organisiert. Außerdem fand nach der ersten Woche die sogenannte Rotation statt. Dabei sollte jeder den Teilnehmern aus den anderen Kursen präsentieren, was bis jetzt in seinem Kurs gemacht wurde. Die Rotation würde ich als einen der Höhepunkte der Akademie bezeichnen, denn man konnte einen wertvollen Einblick darin gewinnen, was für spannende Themen in den anderen Kursen besprochen wurden.

Die zweieinhalb Wochen auf der Akademie gingen leider unglaublich schnell vorbei und ehe man sich versah, war bereits die Zeit zum Abschiednehmen gekommen. Das war zweifellos das Schlimmste an der ganzen Sache, denn alle Teilnehmenden sowie Kurs- und Akademieleitenden hatten untereinander innige Freundschaften geknüpft. Die Deutsche SchülerAkademie war definitiv eines meiner besten Erlebnisse und sie wird immer in meiner Erinnerung bleiben, weil ich dort sehr viel gelernt habe und diese Erfahrung mein Leben verändert hat.