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14.08.2018
Austausch Sofia – Immenstadt (Teil 2)

Hier die Fortsetzung des tagebuchartigen Reiseberichts von Detscho Pavlov, der über den Gegenbesuch in Immenstadt zu erzählen weiß.

Bulgaren zu Besuch in Immenstadt

Auf diese Reise haben wir lange gewartet und endlich war es so weit. Am 28. Juni 2018, einem Donnerstag, sind wir erfolgreich in Immenstadt angekommen trotz des späten Fluges. Der erste Tag war zwar anstrengend, aber wir mussten für mehr vorbereitet sein, denn das war nur der Anfang eines wunderschönen Abenteuers.

Tag 1, den 29. Juni 2018 – Freitag

Die Fahrt nach München

Im Programm unseres Aufenthalts in Deutschland gab es drei Ausflüge und der erste war ein Besuch in München – der Hauptstadt Bayerns. Wir betrachteten die berühmtesten Sehenswürdigkeiten im Zentrum – das Isartor, die Frauenkirche, den Sitz des Ministerpräsidenten von Bayern, das Rathaus. Der Höhepunkt war der Turm von der Kirche St. Peter. Der ist etwa einundneunzig Meter hoch und von oben kann man das ganze München sehen. Das Hinaufsteigen war zwar nicht leicht, aber die Aussicht lohnte sich bestimmt. Das ist mein zweites Mal in München und diese Stadt beeindruckt mich noch!

Nach der aufregenden Stadtbesichtigung hatten wir Freizeit. Ich und noch drei Mitschüler entschieden uns dafür im Zentrum zu bleiben und da aßen wir Würstchen mit Semmel, süßem Senf und Sauerkraut (ohne Bier!). Dann betrachteten wir die Kleider in den verschiedenen Sportgeschäften wie diesem von „Adidas“, dem Fanshop von „FC Bayern“ und verpassten auch nicht die Möglichkeit in einem Einkaufzentrum zu bummeln und da Cola und Schokolade zu kaufen. Während wir durch das Zentrum liefen, gingen einige von uns einkaufen, andere Kunstgalerien besuchen. Als wir wieder am Marienplatz sein mussten, um mit den Lehrern wieder zum Bus nach Immenstadt zu gehen, machten wir noch ein paar Fotos vor dem berühmten Münchner Rathaus und dann sollten wir wieder nach Immenstadt.

Als wir da ankamen, holten uns unsere deutschen Austauschpartner ab, die Unterricht hatten und deshalb nicht mit uns bei diesem Ausflug dabei waren, und einige von uns fuhren nach Sonthofen, einer Kleinstadt in der Nähe von Immenstadt, denn in dieser kleinen Stadt gab es ein Volksfest. Wir blieben da bis spät, aber es war kein Problem, denn der nächste Tag war der Anfang des Wochenendes.

 

Tag 2, den 30. Juni 2018 – Samstag

Wanderung in den deutschen Alpen

Matthias, mein Austauschpartner, und ich schliefen aus und machten zusammen mit meinem Mitschüler Kamen und seinem Partner Jannis eine kleine Wanderung. Es war etwa spät am Morgen, die Sonne schien stark. Der Anfang war etwa schwieriger, weil der Weg etwa steiler war, aber danach war es sehr leicht. Nachdem wir den Gipfel bestiegen hatten, von dem man den berühmten großen Alpsee sehen kann, gingen wir zu einer Hütte ganz in der Nähe, wo die Currywurst sehr gut schmeckte. Doch wir gingen nicht zurück zu unserem Startpunkt, sondern durch das Gebirge. Die Aussichten fand ich sehr vortrefflich – die kleinen Häuschen, die Kühe und die Gebirge – alles war in perfekter Harmonie, es sah wie ein gut gemaltes Bild aus.

Der Weg selbst war auch gut ausgedacht. Am Ende der Wanderung kamen wir gleich vor Matthias‘ Haus an. Später gingen wir zu einem anderen Volksfest, wo es Leute mit Lederhosen und Dirndl gab. Wir setzten uns an einen Tisch und redeten über Gott und die Welt – Deutsche und Bulgaren zusammen (zum größten Teil). Das waren Momente, die ich während unseres Besuchs wirklich genoss.

 

Tag 3, den 1. Juli 2018 – Sonntag

Der große Alpsee

Von diesem See habe ich seit langem gehört und mein Traum seitdem war in diesem See zu baden.

Am Morgen trafen Matthias und ich uns mit einigen Mitschülerinnen von ihm und ihren Austauschpartnerinnen und gingen zum Alpsee-Coaster. Das war ein Roller-Coaster, aber es war episch, denn der ist groß und schnell und man kann noch die Gebirge sehen.

Dann entschieden wir uns (endlich, für mich) zum Alpsee zu gehen, aber der Bus kam zu spät an und da die Mädchen Fahrräder hatten, fuhren die mit dem Fahrrad… und Matthias und ich – zu Fuß! Wir wählten einen Platz am Kai und da fing der echte Spaß an. Solche Schönheiten werde ich nie vergessen. Das Wetter war perfekt – sehr sonnig, warm und es gab nur einen leichten angenehmen Wind. Im See segelten Boote, kleinere und größere, und ich erfüllte meinen großen Traum.

Nur ein Wort. Kalt. Ich musste mich viel bewegen, um mich an das Wasser zu gewöhnen, aber sowieso konnte ich nicht lang bleiben.

Später mieteten wir ein Boot mit einigen von meinen bulgarischen Mitschülern und segelten entfernter vom Kai. Ich stieg vom Boot aus und schwamm, und wenn es mir kalt wurde, stieg ich wieder ein.

Ich habe auch sehr interessante neue Leute kennen gelernt, die nicht mit nach Bulgarien wegen des Austauschs fahren konnten. Trotzdem war dieser Tag voll mit Emotionen; nach dem Abendessen bin ich fast sofort eingeschlafen, ich brauchte Energie für den nächsten Tag – meinen ersten Schultag in einer deutschen Schule!

 

Tag 4, den 2. Juli 2018 – Montag

Schule und Stadtrallye

Seit langem bin ich nicht um sechs Uhr aufgestanden, das habe ich an diesem Tag gefühlt.

Ich war sehr überrascht, als ich die Schule sah. Die Institution war nicht nur ein einzelnes Gebäude, sondern drei (plus der separate Sportsaal). Wir traten in ein „kombiniertes“ Zimmer ein – das waren eigentlich zwei Klassenzimmer, aber man kann durch eine mobile Wand die Zimmer kombinieren und so ergibt sich ein großer Raum. Da erklärten uns die Lehrer das Programm für die anderen drei Tage und machten ein paar Übungen. Die interessanteste Aufgabe war, ob einige von der bulgarischen Gruppe alle der Deutschen kennen und wenn so, musste man zeigen, wer wer ist und umgekehrt. Zusammen mit drei Mitschülerinnen schaffte ich es alle deutschen Schüler zu erkennen und aus der deutschen Gruppe erkannte nur ein Mädchen uns alle (die Sieger bekamen einen Preis beim „Bunten Abend“, ich war sehr neugierig zu erfahren, was dieser Preis ist, aber es erwies sich als eine Box mit Schokoladen, das fand ich sowieso nett und lecker!).

Dann wurden wir in Gruppen geteilt und dann zeigten uns unsere neuen Freunde diese riesige Schule mit großem Grundstock, mit vielen und vielen Kunst- und Informatikräumen, mit einem echten Fußballspielfeld und natürlich, mit dem Sportsaal, in dem es ein Schwimmbad mit olympischen Maßen gibt.

Danach wurden wir wieder in kleineren Gruppen geteilt und hatten Unterricht mit entweder Klasse 10 oder 9 oder 8. Ich bemerkte, dass es eine sehr schöne und angenehme Arbeitsatmosphäre gibt, die Klassenzimmer sind breit und der Lateinunterricht war sehr spannend!

Nach der Schule führten wir die Stadtrallye durch und besuchten die Hauptsehenswürdigkeiten – den Marienplatz und eine Kirche. Wir brauchten nicht mehr als eine halbe Stunde.

Dieser Tag war sehr leicht, wenn ich ihn mit den vorigen vergleiche. Ich habe noch neue Leute kennen gelernt, sogar zwei Mädchen, die am Austausch vom vorigen Jahr teilgenommen hatten. Die Atmosphäre fand ich aber sehr angenehm und würde mich sehr freuen, wenn ich die Möglichkeit hätte, da zu lernen.

 

Tag 5, den 3. Juli 2018 – Dienstag

Lindau am Bodensee

Das Wetter war schlecht und es regnete sehr stark, als wir in Lindau ankamen. Wir mussten den Zug nehmen und dann in den Bus zum Hauptbahnhof umsteigen.

Der Regen war so stark, dass wir in den ersten Sekunden nass bis zu den Knochen wurden. Wir rannten direkt in den Bahnhof und warteten da, bis der Regen zumindest schwächer wird.

Dann besuchten wir ein Monument, in dem es Namen von gestorbenen Soldaten in dem Zweiten Weltkrieg gab. Dann gingen wir in zwei weitere Kirchen – in eine protestantische und eine katholische und der Lehrer vom Gymnasium in Immenstadt, der uns begleitete, erklärte uns allgemein die Unterschiede zwischen ihnen. Außerdem blieben wir längere Zeit in den Kirchen, denn der Regen hörte noch nicht auf.

Als Ende stellte uns der Lehrer den so berühmten Bodensee vor. Am Hafen erzählte er uns, wo sich welche Länder und Bundesländer befinden. Dann hatten wir freie Zeit zu unserer Verfügung.

Es gab aber ein Problem. Ich hatte Hunger. Ich hatte aber Glück. Noch fünf Leute aus der deutschen Gruppe waren auch hungrig, deshalb sammelten wir uns und fingen an nach einem Restaurant zu suchen. Wir fanden einen Platz, wo man deutsche Gerichte essen kann, aber der war uns zu teuer, deswegen öffneten wir Google Maps und begegneten ganz zufällig einem Italiener und entschieden uns dafür da zu essen.

Das war vielleicht einer der lustigsten Momente, die ich erlebte. Als wir eintraten, trafen wir die Lehrer, die uns begleiteten, und ein paar Mitschüler. Wir alle bestellten etwas Italienisches wie Spaghetti Bolognese und nur einer von uns aß Schnitzel mit Pommes Frites.

Als wir unsere Spaghetti mit separatem kleinem Teller mit Parmesan bekamen, goss einer von uns ein bisschen in sein Glas Wasser und trank davon. Wir bekamen natürlich einen Lachanfall, ich erfuhr sowieso nicht, wie Wasser mit Parmesan schmeckte, aber ich könnte vermuten, es schmeckt sehr komisch.

Nach dem Essen entschlossen wir uns dazu nach Frankreich zu laufen, es war nur einen Tag von Lindau entfernt, gaben es aber auf und stattdessen gingen wir zum Turm am Bodensee. Ich genoss wieder eine schöne Aussicht und fand es wirklich wunderbar, dass man nur einen Schritt braucht, um entweder Österreich, die Schweiz oder Baden-Württemberg zu erreichen.

Wir kamen nach Immenstadt zurück und später fand der so genannte „Bunte Abend“ wieder im Zwei-In-Eins-Zimmer statt (das ist wie eine Abschlussparty). Sowohl Bulgaren als auch Deutsche stellten interessante Sketche und schöne Lieder vor. Einige Mädchen aus der deutschen Gruppe zeigten sogar Fotos von ihrer Fahrt nach Bulgarien, was mich an diese schönen Momente erinnerte.

Am Schluss erzählte uns Elitsa von der bulgarischen Tradition der Kukeri. Die Präsentation war etwa länger als erwartet, aber bestimmt nicht langweilig!

Und als alles zu Ende war, habe ich verstanden, es blieb nicht mehr viel Zeit bis zum richtigen Ende…

 

Tag 6, den 4. Juli – Mittwoch

Märchenschloss Neuschwanstein

Das war unser letzter Ausflug, aber ich freue mich, dass ich die Ehre hatte, dieses wahrhaftige Märchenschloss zu besuchen.

Es regnete wieder, während wir zum Schloss marschierten. Als wir uns ihm näherten, war es windig, doch wir verpassten die Möglichkeit gar nicht, Fotos zu machen, denn das Schloss ist schön sogar von Außen.

Von Innen es ist sogar schöner. Magisch, gleich wie ein Märchen. Die Räume sind groß, an den Wänden gibt es Bilder von berühmten mittelalterlichen germanischen Legenden und Opern von Wagner. Von den Fenstern sieht man die bayerische Landschaft. Leider durfte man nicht fotografieren, aber von Außen sind die Fotos auch gut!

Nach dem Schloss fuhren wir nach Kempten, aber wir machten keine Stadtbesichtigung, sondern gingen ins Einkaufzentrum, wo ich den leckersten Döner aß!

 

Tag 7, den 5. Juli 2018 – Donnerstag

Abschied?

Unsere Austauschpartner hatten Unterricht und wir machten einen gemütlichen Spaziergang nach Bühl, dem Platz, wo der Alpsee liegt. Da spielten wir Minigolf. Als wir zurückkamen, packten wir unsere Koffer und fuhren von Immenstadt ab.


Dieses Kapitel war sehr kurz, aber diese Zusammenfassung, die jetzt folgt, ist ein Teil davon. Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich habe meine eigene Klasse besser kennen gelernt und viele schöne Freundschaften mit den deutschen Austauschpartnern geschlossen. Die Mentalität habe ich teilweise verstanden und fühlte mich sehr wohl da. Am letzten Tag habe ich meinen Koffer mit der größten Unlust auf der Welt gepackt, denn ich wollte einfach nicht gehen! Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich da noch ein wenig geblieben. Trotzdem ist das die Realität und man kann die nicht verändern. Vielleicht werde ich diese Leute nicht mehr sehen, aber ich kann nur hoffen, dass mein Weg sich wieder mit diesem eines dieser Menschen kreuzen wird.


Detscho Pavlov

August 2018

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