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22.11.2015
Mit Kulturweit unterwegs – Interview mit Rüdiger Feiste
kulturweit_Rüdiger Feiste

kulturweit-Assistent Rüdiger Feiste

Habt Ihr Euch schon einmal überlegt, wie das Leben nach der Schule aussieht? Eine mögliche Antwort wäre wie unser Schulassistent Rüdi ins Ausland zu gehen. Über Kulturweit (www.kulturweit.de/de/programm/ueber_kulturweit.html) verbringt er gerade ein Jahr hier bei uns an der Schule. Wir – Ewina und Mina  aus der 11d – haben ihn hierzu interviewt.

Über seine Erfahrungen nach dem Schulabschluss erzählt uns, 1300 Kilometern fern von zu Hause, Rüdiger Feiste, ein Deutscher am Galabov-Gymnasium. Wie er hier im Moment lebt, kann er mit einem Satz zusammenfassen: ,,Ich bin frei.’’

Im Jahr 2014, nachdem er sein Abitur gemacht hat, war Rüdiger noch unschlüssig, was er arbeiten oder studieren soll. Er träumte von einem Abenteuer im Ausland, das in seinem Fall dank Kulturweit verwirklicht wurde. Dieses gab ihm die Chance, an einen anderen Ort in der Welt reisen zu können. Sein größter Wunsch war, dass er eine Kultur außerhalb Europa kennenlernt und er ließ sich deshalb von den möglichen Gefahren des Unbekannten nicht abschrecken. Glücklicherweise wurde Rüdi zu Beginn dieses Jahres nach Sofia geschickt. Jetzt freut er sich, dass er dieses Risiko eingegangen ist. Auch seine Eltern stimmten ganz und gar seiner Entscheidung zu und denken, dass er dadurch selbständiger und zielgerichteter werden kann: ,,Sie fanden es einfach gut, dass ich etwas mache.’’, teilt er mit einem Lächeln mit.

Was für eine Person kann so ein abenteuerlicher Mensch sein? Rüdiger ist in Berlin geboren, ist aber viel umgezogen. Er hat sowohl in New Jersey als auch in einem Dorf in Bayern gelebt. Eins wusste er aber bereits vom Anfang an: ,,Sobald ich 18 bin, werde ich meinen aktuellen Wohnort verlassen.’’ Das Liebste, was er mit Zuhause verbindet, ist der Fußball. In seiner Freizeit trainierte er eine Mannschaft von jüngeren Schülern. Seiner Meinung nach war die Arbeit mit den Kindern das, was ihn glücklich machte und ihm viele Erfahrungen anbot.

Hier, in Sofia, hat er wieder das Fußballspielen ausprobiert, teilt aber mit: ,,CSKA war zu gut für mich’’. So ist leider das Radfahren der einzige Sport, den er im Moment treibt. Mit dem Rad fährt er auch zur Schule, wo er bis zu 6 Stunden pro Tag arbeitet. Noch dazu besucht er zweimal in der Woche einen bulgarischen Sprachkurs und prahlt: ,,Snam okolo 800 dumi.’’ Was sein neues Zuhause betrifft, wohnt er in einer Wohngemeinschaft mit noch zwei Deutschen, mit denen er sich noch mit anderen Freiwilligen trifft und ab und zu Clubs besucht. Sein Lieblingsort in Sofia ist eine Underground Bar mit dem Namen Art Hostel, die ihm durch seine Freunde aus der zwölften Klasse bekannt gemacht wurde. Über sein Musikgeschmack erzählt er, dass er Rap und Hip Hop gerne hört. Natürlich hat er in Bulgarien auch  Chalga kennengelernt, jedoch war diese Musik nach der dritten Stunde zu viel für ihn.

Zurzeit beschäftigt er sich mit einem Zeitungs-Projekt mit den 9-Klässlern. Rüdi selbst schreibt nicht so gerne, hat jedoch viel Spaß bei dem Treffen mit den jungen Schülern, die leidenschaftlich gerne schreiben. Zu seinen schulischen Verantwortungen zählt auch noch andere Arbeit an der Schule. So unterrichtet er eine Stunde in der Woche in jeder achten Klasse. Er sorgt auch dafür, dass alle Lehrbücher und Bücher in einem guten Zustand sind. Auch die Lehrer empfinden ihn als eine große Hilfe, besonders wenn er für sie Kopien verschiedener Unterrichtsmaterialien anfertigt. Natürlich kommen auch ständig andere Aufträge auf und er freut sich, seinen Beitrag in der Deutschen Abteilung zu leisten.

Außerdem hat Rüdiger an der Schule viele neue Freundschaften geknüpft,  die meisten davon mit den Zwölfklässlern. ,,Alle kennen mich!’’ – teilt er uns aufgeregt mit. Und das stimmt- für ihn sind die Bulgaren wesentlich kontaktfreudiger als die Deutschen und gehen regelmäßig zusammen aus. Viele Orte in Bulgarien hat er gemeinsam mit ihnen besucht: er hatte schon einen Urlaub in Varna und am Goldstrand gemacht,war schon in Gabrovo und Sandanski. Auch ist Rüdi von der bulgarischen Natur tief fasziniert. Was ihm noch an unserem Land gefällt, ist die Persönlichkeit der Menschen. Er glaubt, dass die Bulgaren viel offener, gastfreundlicher und hilfsbereiter als die Deutschen sind. Deshalb fühlt er sich hier richtig gut aufgenommen. Alle Schüler an dem Gymnasium charakterisiert er als ehrgeizig und ambiziös. Eine negative Seite an Bulgarien ist seiner Meinung nach, dass die meisten Verkäfuer von den Ausländern ständig und für alles Geld wollen, dass viele Bulgaren oft unpünktlich sind und nur schwer Entscheidungen treffen können. Wenn man weggehen wolle, müsse man sehr spontan sein. Sein Eindruck ist auch, dass das Galabov-Gymnasiumim Vergleich zu Deutschland nicht so gut für Sportaktivitäten  ausgestattet ist und er musste daraus folgern: ,,Ihr seid nicht so sportlich‘’.

Wie viele von Euch vermuten können, hat Rüdiger ziemlich viel innerhalb dieses Jahres erlebt: Er hat sogar manche Orte außerhalb Bulgariens besucht, wie z.B. Serbien, Bosnien-Herzegowina, die Türkei und auch das weit entfernte Kanada. Er stellt aber fest: ,,Ich habe immer Sofia vermisst‘‘. Wir können also gut erraten, dass unsere Hauptstadt zu Rüdi’s neuem Zuhause geworden ist.

Wenn wir ihn aber fragten, was er als Nächstes unternehmen wird, also was er in der Zukunft machen will, lautete seine Antwort: ,,Ich kann mir schon vorstellen, dass ich in Berlin studiere‘‘. Jedoch hat er noch keine festen Pläne gemacht. ,,Ich glaube, ich bin eher kosmopolitisch. Zurzeit bin ich auf der Suche nach einem Ort.’’ Er würde aber gerne einen Job finden, Geld verdienen und später eine Familie gründen. Würde ihm das Schicksal noch einmal eine solche Reisemöglichkeit anbieten, würde er diese auf jeden Fall wieder nutzen!

Als Letztes haben wir Rüdi gefragt, was er nach Hause bringen wird?- ‚,Die Sprache“ ist seine erste Antwort. Außerdem hat man ihm viele Haustätigkeiten beigebracht, einige davon sind das Kochen, die Wäsche waschen usw. Aber das Wichtigste ist die Selbständigkeit, die er erworben hat. Nur durch so eine Selbständigkeit kann er völlig die Freiheit genießen, die er im Moment hat. Deshalb ist es nicht verwunderlich zu hören, dass er nie wieder in die Schulzeit zurück will. Was uns aber ein bisschen erstaunt hat, war die Aussage, dass ihm Deutschland nach diesem Aufenthalt seltsam erscheinen wird. Und warum?- Natürlich aufgrund der engen Beziehung zu den Bulgaren. Und das können wir auch seinen letzten Worten entziehen: ,,Diese letzten sechs Monate sind viel zu schnell vergangen, ich würde sie gerne wiederholen…’’, sagt er und strahlt.

Evina Rüdi Mina

Evina, Rüdiger, Mina

Evina Kehaiova und Mina Ilieva (Klasse 11d)

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