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19.01.2020
Eine Reise zur anderen Seite der Welt

Schülerinnen und Schüler des Galabov-Gymnasiums waren zu Gast in Japan

Ein Bericht von Borislav Kavalov (ehemalige 12e)

Trotz der Hitze beeindruckte die Gruppe die Schönheit des Bambuswalds. (Fotos: Kavalov)
Kameoka befindet sich in der Nähe von Kyoto und Osaka, also etwa in der Mitte Japans.

Alles begann am 26.08.2019. Wir flogen zunächst nach München und dann weiter nach Paris. Wir – das sind neun Schülerinnen und Schüler der Deutschen Abteilung des Galabov-Gymnasiums aus dem letzten und diesjährigen Abitur-Jahrgang, die zusammen mit Herrn Hepfer nach Japan reisten. Am Morgen des 29. August landeten wir in Osaka. Unsere ersten Eindrücke nach der erschöpfenden Reise waren: „Mensch, was ist das für eine Hitze?“ Es war so warm und nass, dann man sich wie in einer Sauna fühlte. Zwei Stunden später waren wir in unserem Haus in der Stadt Kameoka, in der Nähe von Kyoto. Alle wollten natürlich schlafen, aber wir hatten ein straffes Programm.

Und los ging es mit der Blumenkunst namens Ikebana. Zwei Meisterinnen der Ikebana-Kunst zeigten uns, wie man die Blumen genau schneidet und nach welchen Regeln man sie anordnet.

Mit unseren Ikebana-Stücken

Wir hatten eine kurze Runde zum Kennenlernen und dann kam das Beste – Kochen und Essen. Während unserer Reise haben wir unglaublich viele neue und uns unbekannte Speisen probiert – von Eiklar mit Oktopus und Ingwer bis hin zu Suppen mit langen, spaghetti-förmigen Pilzen, die man irgendwie mit Stäbchen isst.

Das Essen mit den Stäbchen haben wir sehr gut gelernt, da wir sie zu jeder Zeit und für jeden Zweck genutzt haben – Kochen, Essen, Schneiden (!) und sogar zur Herstellung unseres Herbariums, aber dazu an anderer Stelle mehr.

Der zweite Tag war so voll mit Erlebnissen gepackt, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Es begann mit unserer Zugfahrt nach Kyoto, der ehemaligen Hauptstadt Japans. Zuerst haben wir den Goldenen Tempel besucht und dieser war wirklich bewundernswert. Noch interessanter waren aber die perfekt gepflegten und arrangierten Gärten, so dass sie einem immer das Gefühl von Ruhe und Frieden gaben. Der perfekte Platz für Meditation, wofür diese natürlich auch dienen sollen.

Der goldene Tempel, Kinkaku-ji

Danach ging es zu dem Ryoanji-Tempel mit seinem berühmten Steingarten, einem Tempel der Ruhe, wo man nur die Grille zirpen und die Vögel singen hört. Drinnen waren schöne Tatami-Matten, auf denen man sitzt, isst und schläft. Solche Matten gibt es in jedem traditionellen japanischen Haus.

Der Meditationsraum des Ryoanji-Tempels mit seinen Tatami-Matten
Die Straßenbahn ist bunt und sorgt deshalb stets für ein gutes Gefühl beim Fahren.

Mit dieser schönen Straßenbahn fuhren wir zu einem Bambus-Wald (Bild siehe ganz oben), wo es sogar noch schwüler als in der Stadt war. Dort war es merklich schwieriger zu atmen und man schwitzte einfach ohne Ende. Aber es lohnte sich! Wir haben dort auch einen Tempel der Liebe besucht, wo wir ein Ritual für „die Liebe“ durchgeführt haben.

Das echte japanische Sushi ist nicht ganz wie in Europa.

Bald war die Zeit um und wir mussten zurück nach Kameoka. Zurück ging es mit dem „romantischen Zug“ und nach der Ankunft in Kameoka war Sushi-Zeit. Wir mussten uns schnell für eine der zahlreichen leckeren Variationen entscheiden, während sie auf einem Fließband „vorbeifuhren”. Das Wasabi hat dabei nicht allen geschmeckt, aber ich liebte es.

Nach diesem langen Tag kamen wir nach Hause, spielten verschiedene Spiele und lernten uns dabei noch besser kennen. Etwas Zeit zur Erholung blieb uns auch noch.

Die Japaner lieben Tarator.

Am dritten Tag hatten wir Diskussionen über Traditionen, Feiern, Musik, Tänze und natürlich Kochen. Wir versuchten auch selbst, typisch japanische Gerichte wie Gyoza zu kochen. Danach gingen wir Baseball spielen und auf dem Weg dorthin kamen wir an einem wunderbaren Aussichtspunkt mit Blick über die ganze Stadt vorbei. Der Tag endete mit Kalligraphie. Natürlich konnten wir in zwei Stunden keine Meister dieser erstaunlichen Kunst werden, aber es hat uns unglaublich viel Spaß gemacht, Hieroglyphen mit einem Pinsel und einer speziellen Tinte zu schreiben.

Unsere eigenen Herbarien

Und jetzt zum Herbarium: Das ist eine Kunst, bei der man Blumen, Origami und andere bunte Sachen in einer Flasche voller Öl steckt. Jeder hat seine eigene und somit einzigartige Flasche angefertigt.

Als zweiter Teil unseres gastronomischen Austauschs haben wir Musaka und Tarator gemacht und diese haben den Japanern sehr gut geschmeckt, denn der Joghurt ist derselbe wie in Bulgarien.

Endlich kam die „wichtigste“ Aktivität der Woche: Sport. Dazu wurde eine riesige Sporthalle gemietet und viele andere Mitglieder des Sportvereins kamen mit. Jeder hat teilgenommen, auch die kleinsten Kinder. Rennen, Badminton, Volleyball, Basketball und andere lustige Spiele wurden organisiert. Wir haben auch unser Programm vorgestellt.

Und was war dieses Programm? Wir wollten die bulgarische Kultur den Japanern zeigen und dafür hatten wir bulgarische Tänze und Lieder einstudiert. Wir haben sie auch alle überrascht mit einem japanischen Kinderlied. Alle sangen mit und freuten sich, von den Kleinsten bis zu den Ältesten.

Bulgarisches Horo in der Sporthalle

Am Montag hatten sie für uns eine interessante Führung durch eine Müllverbrennungsanlage und Deponie organisiert. Man vermutet zunächst nicht, dass so etwas interessant sein kann, aber wir haben dabei viel gelernt, zum Beispiel das alles, was sich recyceln lässt, auch recycelt wird. Der Rest wird verbrannt und aus der Asche werden künstliche Inseln gebaut, wobei die Abgase natürlich gefiltert werden.

Das 令和 [Reiwa] (Frieden) als Kalligraphie

Danach kam Zeit für Zazen, die japanische Sitzmeditation. Wir gingen zum Daisun-Tempel und dort wurden wir von einem Mönch in das Zazen eingeführt. Bei dieser Art von Meditation geht es um absolute Konzentration: Man muss sich auf einem Punkt auf dem Boden fokussieren, alle kommenden Gedanken verdrängen und nur auf seinen Atem konzentrieren. Es ist sehr schwierig, aber man fühlt sich nachher viel besser und ruhiger. Die Sitzweise ist aber für einen westlich sozialisierten Menschen sehr unbequem (zumindest für diejenigen, die kein Training hatten).

Zazen mit dem Mönch

Es blieben noch zwei Stunden und wir haben sie in Kyoto verbracht, einige gingen ins Manga-Museum, während andere lieber shoppen gingen und dabei den empfehlenswerten Sake probierten.

Der kleine Yuki trägt eine Marteniza und steht damit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Am letzten Tag haben wir den Bürgermeister von Kameoka besucht. Er hat uns sehr freundlich empfangen und viel über seine Stadt und deren Bräuche sowie deren Initiativen erzählt.

Danach machten wir ein Besuch beim Seniorentreff Kameokas, wo wir mit den fröhlich und jung aussehenden Senioren neue Spiele kennengelernt und mit ihnen getanzt und gesungen haben.

Lustige Kartenspiele mit Senioren

Unsere letzte Aktivität war der Besuch in der Grundschule. Nach einem beeindruckend höflichen Empfang haben wir mit den Kindern auch getanzt und gespielt und sie freuten sich sehr, dass sie Gäste wie uns hatten.

Sogar die städtische Zeitung schrieb über unseren Besuch in der Grundschule

Der letzte Abend war dann der schwierigste. Fast jeder hat geweint, auch die Japaner. Geschenke und Umarmungen, Telefonnummern und Visitenkarten wurden ausgetauscht. Trotz der Tränen waren alle froh, dass sie solch tolle Menschen kennengelernt hatten. Wir begannen schon dann, unser nächstes Treffen zu organisieren, und zwar in Bulgarien im nächsten Sommer.

Und dann kam auch schneller als erwartet die Abflugzeit, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollten. Aber alle schönen Dinge enden irgendwann auch einmal. Nach einer letzten tränenreichen Runde saßen wir schon im Flugzeug für den langen zwölfstündigen Flug nach Amsterdam. Hoffentlich gibt es wirklich ein Wiedersehen – im nächsten Sommer!

Die Tränen kann man nicht verstecken: Sayonara-Abend

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