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14.11.2019
Zu Besuch in Verden, dem deutschen Hogwarts

Es ist mitten im Oktober – obwohl die Schule schon begonnen hat, bin ich noch nicht daran gewöhnt, der Zeit zu folgen. Im Sommer war alles… Sommer… Egal wann. Man weiß das Datum ja nie genau. Aber nun ist es Oktober. Der Sommer ist vorbei, die ersten Klausuren klopfen an die Tür. Und ich denke immer noch an das Meer, an die Sonne… Ich gehe durch den Flur und ich höre Deutsch. Ungewöhnlich! Na ja, natürlich sind wir an einem deutschen Gymnasium, unsere Lehrer sind Deutsche, aber das war muttersprachliches Deutsch und zwar von Jugendlichen. Ich hebe meinen Kopf und sehe ein paar blonde Mädchen, die ich nie zuvor gesehen habe. Ich denke einen Moment nach. VERDEN!

Die diesjährigen Schüler aus Verden müssten jetzt unsere Gäste in Bulgarien sein. Plötzlich denke ich nicht mehr ans Meer, sondern an die schöne Zeit kurz zuvor, am Ende Mai, als wir auch da waren. Verden… Ich vermisse meine Partnerin Vanessa und nur ein kleiner Gedanke an sie und schon bin ich da.
Verden ist eine kleine süße Stadt, in der man Hasen auf dem Weg zur Schule trifft und mit Schafen nach dem Unterricht spricht. Dabei hat man so viel Spaß, dass es fast unmöglich ist, sich mit seinem Partner bald nicht anzufreunden (falls so eine Bindung in Bulgarien noch nicht entstanden sein sollte).
Ich kenne das Programm nicht mehr, aber das Bild dieser Schule behalte ich für immer im Herzen. Das Domgymnasium ist quasi Hogwarts. Es sieht wie ein Schloss aus, hat einen riesigen Hof, sogar eine eigene Bühne draußen.

Die Schüler am Domgymnasium lieben die Tiere und ich hatte das Gefühl, dass an jeder Ecke eine verschiedene Tierart zu sehen war – Papageien, Schildkröten, Gänse und sogar Schlangen – alles war dabei! Wir bekamen auch eine Tour und haben uns mit den verschiedenen AGs in der Schule bekannt gemacht und unsere Slytherins und die Schlangen haben sofort eine Freundschaft geschlossen.

Wir waren uns alle einig, dass das Domgymnasium Hogwarts ist, als wir auf das Dach der Schule gestiegen sind. Es fehlten nur die Eulen! Und der Blick… Der Blick lässt sich nur durch Foto oder durch „die Augen“ (also wenn man es persönlich vor Ort sieht) verstehen:

Wir haben im Hinterhof der Schule gegrillt und von einem solchen Hinterhof können wir nur träumen:

So unglaublich, wie es auch sein mag, so ist das Domgymnasium aber auch eine Schule und wie jede normale Schule hat es auch Schüler, Lehrer und Unterricht. Auch in diesen Aspekten wurden wir jedoch nicht enttäuscht. Die Klassenzimmer waren deutlich größer als unsere und wir hatten eine so schöne Zeit während des Unterrichts (das war schließlich Hogwarts, wer hätte da nicht Lust auf Unterricht?), dass die Lehrer am Ende der Stunden immer mit uns sprechen wollten und von unseren Kenntnissen besonders beeindruckt waren.
Aber gehen wir mal weg von der Schule. Schließlich hatten wir auch Freizeiten. Wir besuchten Bremen und Hamburg. Um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass ich nicht der größte Fan von Großstädten bin. Deshalb fand ich Bremen viel schöner und deshalb fange ich mit Hamburg an, obwohl wir Hamburg nach Bremen besucht haben.
Hamburg war definitiv herrlich mit seinem riesigen Hafen und der wundervollen Architektur. Wir haben die Elbphilharmonie besucht und ich bin mir sicher, dass ich eines Tages zurückkehren werde, nur um ein Konzert dort zu genießen. Ansonsten, obwohl wirklich sympathisch, war Hamburg eine große Stadt wie alle anderen.

Bremen aber… die ganze Ästhetik Bremens ist die Traumästhetik eines Bücherwurms. Kurz nachdem wir aus dem Zug ausgestiegen sind, haben wir die Stadtbibliothek gesehen und wirklich, ich könnte da leben.

Man kommt in Stimmung „Gott, ich liebe Bücher“ und sieht die Kunsthalle. Am Eingang warteten die „modernen“ Bremer Stadtmusikanten auf uns! Sie sagten ein süßes „Moin!“ und wir, wie in Hamburg, antworteten „Moin, Moin!“, um sie zu ärgern (so werden sie für uns singen, oder?). Es gab in der Kunsthalle eine ganze Ausstellung, die den berühmtesten Musikanten der Welt gewidmet war, aber es gab auch viele Bilder von Malern wie Claude Monet, Paul Cézanne und Vincent van Gogh! Wir alle fanden sie besonders faszinierend und ich muss zugeben, mehr Interesse an Impressionismus hatte ich nie zuvor!

Bremen hat noch einen Vorteil gegenüber Hamburg – die Schnoor. Unser Äquivalent vom Schnoor ist das Wohnviertel Kapana in Plovdiv. Alle kleine Geschäfte mit „hand-made“ Produkten ließen uns fast sprachlos (fast, denn wir mussten auch irgendwie bestellen). Das Eis im Schnoor und die Bremer Bonbons gehören zu den leckersten Süßigkeiten der Welt und diese muss jeder probieren!

Egal aber wo wir waren, verbrachten wir viel Zeit mit unseren Partnern. Wir haben so viel über einander erfahren und so viel zusammen gelacht, dass es uns letzten Endes egal war, wo wir uns befanden. Und das ist das Schönste der Austauschprogramme – wir haben Freunde, zu denen wir jederzeit zurückkehren können und durch welche wir auch bessere und klügere Menschen geworden sind – mein Interesse an Impressionismus, unsere Motivation zu lernen, der Abschiedsgeschenke und die wahre Liebe, die ich für meine Gastfamilie fühle, sind nur einige der Beweise dafür.

Ich bin im Flur und treffe einen Freund, der dieses Jahr mitmacht.
„Wie läuft es bei euch? Verstehst du dich mit deinem Partner?“, frage ich ihn.
„Es ist wundervoll“, ist das Einzige, was er mir sagen kann, bevor er schnell zu seinem Partner zurückläuft.
„Es wird noch besser“, antworte ich (eher zu seinem Rücken, da er in Eile ist) und gehe freudig in den Unterricht.

Ein Bericht von Irina Dolapchieva, 11e (2019–2020)

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