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12.03.2013
Sexuelle Bildung – Mission (im)possible!
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Dr. Okoliyski in der 10e.

In der letzten Woche hatten wir, die Klasse 10 E, und unsere Klassenlehrerin – Frau Pompoes einen besonderen Gast. Er heißt Dr. Michail Okoliyski, ist ein ehemaliger Schüler im Galabov-Gymnasium, hat seine Doktorarbeit an der Humboldt-Universität Berlin geschrieben und arbeitet als Psychologe und Sexologe. Aber keine Panik! Am Anfang dachten wir, dieses Treffen würde komisch und unnützlich sein, und deshalb haben wir gelacht.  Wir haben uns auch ein bisschen geschämt über solche Sachen wie Sexualität und Liebesbeziehungen zu sprechen. Und das ist eine große Fehler, die viele Jugendliche machen! Herr Okoliyski war ein sehr netter Mensch, der uns mit etwas Humor wichtige Informationen und teure Ratschläge gegeben hat.

Was haben wir gelernt?

1. Es ist notwendig, dass man den eigenen Körper gut kennt.

2. Man muss sich nicht schämen um einen Ratschlag zu bitten – und hier geht es nicht nur um Liebe und Sexualität, sondern um alles, was das Leben eines Jugendlichen „begleitet“.

3. In der Liebe und in der Sexualität gibt es nichts Beschämendes. Es ist nicht zum Lachen, wenn man darüber offen spricht, zum Lachen ist es, wenn man diese Beziehungen für unwichtig hält und darüber nicht redet.

4. Besonders wichtig: Man muss offen sprechen! Kommunikation ist das Wichtigste in einer Beziehung. Durch die Kommunikation werden Probleme schneller gelöst, deshalb ist es äußerst gewinnbringend miteinander zu sprechen – besonders mit seinem Partner in einer Beziehung. Herr Okoliyski hat uns gesagt, dass wenn es kein Verständnis und Vertrauen gibt, wenn Menschen nicht miteinander reden und sich einander mitteilen, dann entsteht keine richtige Basis für eine Beziehung, kein Vertrauen, das trägt. Alle diese Tipps werden uns viel in der Zukunft helfen, weil die echte Liebe zu finden nicht nur eine der größten Freuden, sondern auch eine der schwierigsten Aufgaben ist – besonders für Menschen, die noch am Anfang ihres Weges sind.

Dr. Okoliyski berät auch Jugendliche in einer Jugendzeitschrift.

Dr. Okoliyski (Bild oben rechts) berät auch Jugendliche in einer Jugendzeitschrift.

Fragen an Herrn Dr. Okoliyski:

1.      Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?

Meine Eltern sind Ärzte, aber noch als Schüler an der 91. Oberschule hatte ich eigenes Interesse an den verschiedenen Kommunikationskanälen zwischen Menschen. Außerdem hat mich die menschliche Seele fasziniert. – Was passiert im Gehirn? Kann man sein Leben bei Bedarf ändern und wie? – Das waren Fragen, die nach Antworten suchten. So bin ich gleich nach der Wende und dem Fall der Berliner Maür nach Berlin gefahren, wo ich mein Studium an der Humboldt-Uni aufgenommen habe.

2.      Ist dieser Beruf in der Gesellschaft akzeptiert? Gibt es Menschen, die diesen Beruf für unseriös halten?

Die Sexualwissenschaft ist eine eigenständige komplexe medizinische Fachrichtung, die seit dem Anfang des 20 Jahrhunderts existiert, in Berlin entwickelt und etabliert wurde. Ich denke, dass die Leistungen, die dieser Beruf für das menschliche Leben liefert, inzwischen ein fester, wertvoller Bestandteil der modernen Gesellschaft ist. Bulgarien ist zweifellos ein Teil von Europa und so werden immer mehr Bulgaren überzeugt, dass sie etwas unternehmen müssen, wenn etwas in ihrer Partnerbeziehung bzw. Sexualleben fehlt oder nicht funktioniert. Auf diese Weise wird mein Beruf mehr und mehr akzeptiert, und Menschen, die diesen Beruf für unseriös halten, stellen ihre eigenen Einsichten in Frage.

3.      Wie helfen Sie den Menschen?

Ich versuche nie zu sagen was man machen soll und was nicht. Ich sehe meine Rolle in der Entwicklung einer gemeinsamen Strategie in Zusammenarbeit mit den Patienten. Das bedeutet, dass der Patient seine Verantwortung übernehmen muss und nicht die passive Rolle übernihmt. Die verhaltenstherapeutische Methode, die ich ausübe ist sehr effektiv und nur in wenigen Wochen kann man sich schon über die positiven Folgen freuen.

4.      Mit welchen Problemen kommen Ihre Patienten zu Ihnen?

Wir leben in einer sehr stressigen Welt. Patienten haben sehr haufig Depressionen und Ängste um die Zukunft. Daraus resultieren haufig sexuelle Unsicherheiten und Probleme, die zur Folge haben, dass die Manner zum Beispiel haufig unter Errektionsprobleme leiden und Frauen kein Interesse an Sex und Zärtlichket empfinden. Die Teenager, mit denen ich arbeite, haben viele Fragen bezüglich ihres Körpers, Partnerschaften, das erste Mal, Masturbation usw.

5.      Denken Sie, dass es nützlich ist, während der Schulzeit eine sexuelle Bildung zu erhalten?

Sexualaufklärung in der Schule ist nicht nur nützlich, sondern entscheidend wichtig für das Selbstwertgefühl, mit dem man den Kontakt mit anderen Menschen aufnimmt. In Bulgarien schweigt man entweder über Sex oder man versucht, die Unsicherheit durch Lachen zu verbergen. Themen über Sexualität können altersgemäß sogar schon ab der 1. Klasse angeboten werden. Dann würden sich die junge Leute viel sicherer und entspannter dei den ersten Flirtversuchen fühlen, sie würden ihren ersten Liebeskummer besser verkraften und besser Partnerschften entwickeln, die auf Liebe und Toleranz beruhen. Außerdem würden Teenager damit die Kompetenz haben sich vor AIDS, sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollten Schwangerschaften zu schützen. Ich denke es lohnt sich, dass man durch die Investition in Sexualaufklärung das Leben der Jugendlichen erleichtert und unterstützt!

6.      In welchen Bereichen sind Sie heute in Bulgarien als Psychologe tätig?

Seit dem Start des Erscheinens der BRAVO-Bulgarien in 2004 fuehre ich die Rubrik mit den Leserfragen im Bereich Sexualitaet, Beziehungen and Probleme in dem Alltag. Diese Rubrik entspricht der sehr bekannten Rubrik der BRAVO-Deutschland, „Dr. Sommer“.

Darüberhinaus arbeite ich als Dozent an der Abteilung „Psychische Gesundheit“ am Gesundheitsministerium. Ich habe auch eine klinische Taetigkeit als Psychotherapeut und Sexologe an der Beratungsstelle „Proecta“ ( http://proecta.org ). 

Bravo-bg.-Textseite-mit-Psych.-2013-02-08

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